„Mission erfüllt“

Interview mit König Thomas Pues und Königin Christiane Nienberg

KönigspaarVor fast genau einem Jahr gelang Thomas Pues der Königsschuss. Nachdem er bei den Bürgerschützen bereits 1976 Kinderkönig, 1988 Jungschützenkönig und 2001 Ehrengardenkönig war, ist er nun „richtiger“ König der Freckenhorster Bürgerschützen und einziges Mitglied, dem dieses Kunststück gelungen ist. Ralf Böhmer hat die amtierende Majestät und seine Königin Christiane Nienberg getroffen und zieht mit ihnen Bilanz:

4mal König – also dem Triple die Krone aufgesetzt. Welcher Titel ist der schönste?
Thomas Pues: Jeder Königsschuss war für sich genommen eine tolle Sache. Es ist immer ein absoluter Gänsehautmoment, wenn der Hampelmann oder der Adler fällt. Schließlich hat man dann sein Ziel erreicht. Als im letzten Jahr der Vogel fiel, war das aber schon etwas ganz besonderes. Zum einen wegen der Euphorie, die den ganzen Tag lang herrschte, aber auch, weil es gelungen ist, 39 Jahre nach meinem Kinderkönigsschuss dieses Ziel zu erreichen. Deshalb steht mein Königsjahr auch unter dem Motto „Mission erfüllt“.

Was waren das für Gefühle, als der Vogel fiel?
Thomas Pues: Pure Freude gemischt mit einer Prise Erleichterung. Wir hatten das ja alles schon geplant und gut durchdacht. Die Thronkonstellation war abgesprochen. Es ist alles richtig geworden, auch dass ein Jahr zuvor noch mein Mitaspirant Matthias Kalthöner und seine Throngesellschaft Petra Ratermanns großen Wunsch erfüllen konnten. Dann war 2015 unsere Zeit gekommen. Ich war erleichtert, als es um 14.22 Uhr soweit war und das Federvieh nach 422 Schuss zu Boden ging. Die 16 Königskugeln lassen wir mal unerwähnt.

Christiane Nienberg: Wir waren alle unglaublich gespannt und haben uns alle riesig mit Thomas gefreut, als es dann endlich geklappt hat.

Warum träumt man(n) davon, König der Bürgerschützen zu werden? Und: seit wann?
Thomas Pues: Spätestens durch den Kinderkönigsschuss ist mir das Schützen-Gen in die Wiege gelegt worden. Und mit jedem weiteren Königsschuss wurde der Wunsch größer, das einmal „richtig“ zu erleben. Ich habe dann ja alle Formationen durchlaufen und dabei unglaublich viele tolle Erlebnisse gehabt. Und ich habe mir immer wieder gesagt, dass ich dem Verein und meinen Schützenbrüdern irgendwann einmal zurückgeben möchte, was ich bekommen habe. Und ja, ich habe vor vielen Jahren tatsächlich einmal davon geträumt, König der Bürgerschützen zu sein – und morgens nach dem Aufwachen die Königskette gesucht. Damals vergeblich – heute nicht mehr.

Christiane Nienberg: Für mich war das sicher nicht der Kindheitstraum schlechthin – aber auch kein Alptraum. Auch für mich schließt sich hier ein Kreis, denn meine Mutter Elsa Gertheinrich war 1973 Königin an der Seite von Johann Vohrmann. Ein bisschen Schützen-Gen habe ich also auch mitbekommen.

Und wann kamen deine Thronherren bei diesem Traum ins Spiel?
Thomas Pues: Konkret geplant haben wir das seit 2014. Wir sind dem Verein sehr dankbar für die Flexibilisierung der Anzahl der Thronpaare. Denn diese Regelung ermöglicht es uns erstmalig, mit sechs Paaren eine Throngesellschaft zu bilden und gemeinsam zu feiern, ohne dass ein Paar außen vor bleiben muss.

Die Moderation des Königsschießens hat sich etabliert. Wie habt ihr die Stimmung rund um die Vogelstange wahrgenommen?
Thomas Pues: Fritz Gembries und Stefan Altefrohne machen einen super Job. Und der ist, gerade wenn sich das Schießen etwas hinzieht, beileibe kein leichter. Aber es ist immer wieder ein zusätzlicher Ansporn und sorgt bei Aspiranten wie auch Zuschauern für Gänsehaut.

Christiane Nienberg: Meines Erachtens hat die Moderation das gesamte Königsschießen aufgewertet. Der ganze Platz ist auf die Vogelstange fokussiert – und auch wenn man nicht immer alles sehen kann, ist man doch im wahrsten Sinne live dabei.

Dem Königsschuss folgt traditionell der „Tanz auf der Theke“. Dann geht es weiter mit Thronbesprechung, Krönung, Parade, Polonaise, Eröffnungstanz, Gratulationen. Was bleibt von einem solchen Tag hängen?
Thomas Pues: Wir hätten noch eine Stunde auf der Theke feiern können. Es war Wahnsinn, wieviele Hände wir geschüttelt haben, wieviel Herzlichkeit uns entgegen geschlagen ist, wieviele Menschen sich mit uns gefreut haben. Das alles zeigt, dass unsere Tradition lebt, dass Schützenwesen Menschen zusammen bringt und dass unsere Gemeinschaft funktioniert. Es war unglaublich schön meine glücklichen Eltern zu sehen. Am Abend der Empfang der Königskette war ein Hochgenuss. Und dann war da noch die Einlage der Königin der Damen und der 3 Könige beim Tanzabend. Alle Teilnehmer werden sich lebhaft erinnern…

Wie waren die Reaktionen in der Familie?
Christiane Nienberg: Unsere Kinder waren wie elektrisiert und haben natürlich mit gefeiert. Besonders schön war, dass alle Eltern der Thronpaare abends mit im Zelt waren und einen tollen Abend genossen haben. Uns als Throngesellschaft war es ein besonderes Anliegen, unseren Eltern einmal Danke zu sagen. Wir haben das im Rahmen eines gemeinsamen Frühstücks gemacht und werden uns auch an diesen Tag immer gerne erinnern.

Ein Königspaar ohne Throngesellschaft wäre wie ….?
Thomas Pues (schmunzelt): … die Meisterschaft von Schalke 04. Aber im Ernst: das wäre nicht machbar. Wir genießen das als Thronmannschaft, ergänzen uns, halten toll zusammen. Diese Throngesellschaft trägt mich als König durchs Jahr. Und dafür bin ich sehr dankbar.

Christiane Nienberg: Wir alle genießen es sehr, unseren König Thomas zu begleiten und dieses Jahr zu feiern.

Was waren die schönsten und prägendsten Momente in eurem Königsjahr?
Thomas Pues: Das waren allesamt unvergessliche Momente und jede Aktion für sich außergewöhnlich schön. Etwas Besonderes waren sicherlich die neu gestaltete Parade im Anschluss an unsere Krönung und unser gemeinsamer Tag mit dem Kinderthron. Wir freuen uns auch schon auf die Ereignisse die wir in den nächsten Tagen noch erleben dürfen. Ganz besonders auf den herzlichen Empfang in den Senioreneinrichtungen und alles, was danach noch kommt. Das wird einfach nur Genuss pur.

Was macht Schützenwesen in Freckenhorst aus?
Thomas Pues: Dass alle zusammen feiern, unabhängig von Alter, Herkunft oder Beruf. Hier wird Gemeinschaft wirklich groß geschrieben. Dass wir bei den Jungschützen und in der Formation der Damen so viele junge Menschen auf diesem Weg mitnehmen können, zeigt doch, wie gut Schützenwesen funktioniert. Und, dass es nicht überholt, sondern ganz modern ist, Gemeinschaft zu pflegen, der Heimat verbunden zu sein und so viel Freude zu erleben.

Und jetzt folgt die Werbung: Warum lohnt es sich, in Freckenhorst König und Königin der Bürgerschützen zu werden?
Thomas Pues: Wegen der tollen Erlebnisse, die ein solches Jahr unvergesslich machen. Weil sich so viele Menschen mit einem freuen. Und weil so viele dazu bereit sind, zu unterstützen und unser Thronjahr mit zu tragen. Unsere Eltern, unsere Nachbarn, unsere Arbeitgeber, die Formationen und Musikzüge, der Vorstand und auch die Vereine, mit denen wir uns verbunden fühlen und die sich immer beteiligt haben. Zum Beispiel die Frauengemeinschaft, das Nikolauskollegium und viele weitere Freckenhorster Vereine.

Gibt es etwas, das ihr den Aspiranten für den Königsschuss 2016 mit auf den Weg geben wollt?
Thomas Pues: Ruhe bewahren, mit Spaß und Freude die Herausforderung annehmen. Wenn es dann gelungen ist, läuft alles wie von selbst. Durch die professionelle Vorbereitung durch unseren Vorstand hat man eine große Unterstützung. Da fühlen wir uns stets gut aufgehoben.

„Euer“ Schützenfest ist nicht mehr weit weg. Was überwiegt aktuell: Aufregung oder Vorfreude?
Thomas Pues: Wir gehen sicherlich mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Wir blicken dankbar zurück auf eine tolle Zeit und sind doch traurig, dass es nun auf die Zielgerade geht. Ich persönlich bin gespannt auf das schwarze Loch, das sich nach dem Schützenfest auftut.

Christiane Nienberg: Eben weil wir wissen, dass es bald vorbei ist, genießen wir jeden Moment bis zum Schluss.