Korps der Könige – Königsweg

Königliche Erfahrung aus berufenem Munde

 

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Der Wunsch an das Korps der Könige war kurz und knackig: Ihr schreibt etwas über EUCH, getreu dem Motto „Einmal König, immer König!“

 

Diese Herausforderung nicht anzunehmen wäre eines Königs unwürdig gewesen. Folglich stellten wir uns tapfer dieser Aufgabe wie einst dem Adler an der Vogelstange. Um Zutreffendes über die seltene Spezies „König der Bürgerschützen“, also über UNS schreiben zu können, haben wir zunächst mit einigen von UNS gesprochen und Fragen gestellt. Fünf Könige,  Georg Schreiber (König 1966), Klaus Halinde (1975), Heinrich Brinkmann (1984), Willi Pohlmann (1989) und Elmar Halbuer (2009) haben geantwortet und Einblicke gegeben in ihr königliches Gefühlsleben.

 

 

Fünf Könige mal 7 Fragen ergeben 35 Antworten. Zu viele, um sie hier alle im Wortlaut wiederzugeben. Wir haben die Antworten gebündelt und strukturiert.

 

Wann hast Du zum ersten Mal den Wunsch gehabt, König der Bürgerschützen zu werden?

 

Seit den achtziger Jahren waren es überwiegend Gruppen, die gemeinsam den stolzen Adler ins Visier genommen haben. Einige Gruppen sind dabei strategisch mit langfristig angelegten Sparplänen vorgegangen, andere haben sich eher spontan zum Königsschuss verabredet. Immer aber galt: Wer es von uns wird, hat die volle (auch finanzielle) Unterstützung aller anderen, getreu dem Motto: „Wir sind eine Throngemeinschaft“.

In früheren Jahren gab es auch schon mal mehr oder weniger dezente Hinweise und Appelle an das Pflichtgefühl durch den Oberst. Derartig ans Portepee gefasst, schoss sich z. B. König Klaus im Jubiläumsjahr der Ehrengarde 1975 zum König. Den ungewöhnlichsten Weg zur Königswürde hat eine der jüngeren Throngesellschaften beschritten. Elf Jahre bildeten sie als „Antithrongesellschaft“ so eine Art „3. Kompanie“ im Bürgerschützenverein, um dann aus der Deckung heraus den Adler von der Stange zu holen. Mangels Übung hat das dann aber auch zum längsten Schießen in der bekannten Geschichte des Vereins geführt. Unabhängig vom Weg, der zum Thron geführt hat, eines haben alle Majestäten gemeinsam: Bereut hat es niemand!

 

Was war Dein erster Gedanke, nachdem der Adler von der Stange gefallen war?

 

Emotionen und Freude pur, aber auch das Gefühl, sich auf ein verantwortungsvolles Amt eingelassen zu haben. So kann man die Bandbreite der Antworten beschreiben. Hier eine Auswahl der Antworten im Wortlaut:

König Willi: „Man kommt nicht viel zum Denken, ich war einfach nur happy.“ König Klaus: „Oh Gott, oh Gott, wie schafft du das jetzt alles? Habe sehr viele Hände geschüttelt. Ich war plötzlich eine Respektsperson. Die Zeit auf der Theke war der ergreifenste Moment im meinem gesamten Thronjahr.“ König Georg: „Ich war einfach nur glücklich, tausend Dinge gingen mir damals durch den Kopf.“ König Elmar:            „Hatte weiche Knie, war nervlich fertig, und dann wurde mir bewusst: Ich bin Schützenkönig! Habe auf der Theke meinen Emotionen freien Lauf gelassen.“ König Heinrich: „Es war sehr heiß an dem Tag und ich schwitzte vor Aufregung und dann auf der Theke war sie plötzlich da – eine unbändige Freude, es geschafft zu haben.“

 

Wie hast Du Deine Königin ausgewählt?

 

Früher war es üblich, nicht die eigene Ehefrau sondern die Frau eines Thronherrn zur  Königin zu machen. „Das hatte auch finanzielle Gründe. Die Lasten konnten so besser verteilt werden!“, erklärte einer der Befragten. König Klaus erkor sich z. B. Sigrid Sauermann zu seiner Königin, aber nicht, wie er glaubhaft versichert hat, weil seine Ehefrau Helga schwanger war. Gleichwohl hatte er vorher den Frauenarzt Dr. Goos gefragt, ob er seiner schwangeren Frau das durchaus anstrengende Dasein einer Throndame zumuten  könne. Trockene Antwort von Dr. Goos: „Unkraut vergeht nicht.“

In den letzten Jahren war es stets die Ehefrau, die den König im Jahr seiner Regentschaft als Königin tatkräftig unterstützt hat. „Das ist praktischer!“, begründete einer der Könige seine Entscheidung. Vielleicht hatten einige Könige aber auch gar keine andere Wahl…?

 

Wie hast Du das Königsjahr erlebt?

 

Für König Willi und seine Throngesellschaft fing das Jahr der Regentschaft denkbar schlecht an. 14 Tage nach dem Königsschuss verstarb völlig überraschend sein Thronherr Willi Kraß. „Das hat natürlich unser ganzes Thronjahr überschattet. Aber der Thron ist noch enger zusammengerückt und auch der Königsball hat trotz dieses traurigen Ereignisses stattgefunden.“

Trotz dieses Trauerfalls war es auch für König Willi – wie für alle anderen – ein unvergessliches Jahr, das „nur so verflogen ist“. Alle haben die große Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit genossen. Dieses wurde in Äußerungen deutlich wie: „Alle kannten einen plötzlich und grüßten.“ (König Heinrich), „Man wurde hofiert und mit Majestät angesprochen.“ (König Georg), „Der Thron wurde von allen Nachbargemeinschaften zum Karneval eingeladen.“ (König Willi)  und „Habe bei Dühlmann und Huesmann das Bier schneller bekommen.“ (König Elmar).

Das Ende des Thronjahres wurde unterschiedlich erlebt. Noch voll eingespannt in die Vorbereitungen zum Schützenfest und konzentriert auf die vielen Termine vor und während des Festes, dämmerte es den meisten erst am Sonntagabend bei der Huldigung, dass ihr Jahr unweigerlich zu Ende geht. Die wohltuenden und lobenden Worte für den König und seine Throngesellschaft sind noch nicht ganz verklungen, wenn der König selbst am Rednerpult gefragt ist und Gelegenheit hat, sich für die Erlebnisse im abgelaufenen Thronjahr zu bedanken. „Davor hatte ich echt ’Bammel’!“, beschreibt König Heinrich seine Gefühlslage anlässlich der Huldigung. Oder König Klaus: „Ich habe vor meiner Ansprache keinen Bissen herunter bekommen.“  Letztlich haben alle diese Aufgabe „königlich“ gemeistert, Applaus von Schützen und Gästen erhalten und anschließend große Erleichterung verspührt.

Die Krönung des Nachfolgers am Montagabend markiert dann das definitive Ende des Königsjahres. Der König ist tot, es lebe der König! Die Bandbreite der Empfindungen in diesem Augenblick spiegelt sich deutlich in folgenden Äußerungen wider: „Das Abnehmen der Königskette war angekündigt. Ich war gelassen. Es war nicht abzuwenden.“ (König Georg). Weniger schicksalsergeben äußerte sich König Elmar: „Wir haben das Jahr wirklich genossen, aber als ich die Königskette abgegeben musste, war ich krank. Ich hätte noch ein Jahr weitermachen können.“ Das Ende mag für den einen oder anderen schwer gewesen sein. Aber alle sagten unisono: Es hat sich gelohnt.

So lautet das persönliche Fazit von König Willi: „Ich wollte beweisen, dass man auch als einfacher Arbeiter Schützenkönig in Freckenhorst werden kann. Und das ist mir gelungen.“

Dem kann man nur beipflichten. Einige, vor allem jüngere Könige, sind nach ihrem Königsjahr in das  bei den „Royals“ wohlbekannte und berüchtigte „Schwarze Loch“ gefallen. Beruhigend zu wissen: Sie haben alle wieder festen Boden unter ihren Füßen.

 

Und wie sich in den folgenden Jahren zeigen sollte, hat das Königsjahr durchaus auch langfristige Wirkungen. Denn viele Throngesellschaften sind verschworene Gemeinschaften geworden, die im Thronjahr sehr engagiert waren aber insbesondere auch danach vieles gemeinsam unternehmen. König Klaus stellvertretend für alle: „Auch heute noch feiern wir  runde Geburtstage gemeinsam. Der Thron hat mich prima unterstützt.“

 

Gibt es einen Punkt, wo Du im Nachhinein sagst, das würde ich beim nächsten Mal anders machen?

 

Hier reichte die knappe Bandbreite der Antworten von „Nein!“ (König Heinrich) bis „Nein, glaube ich nicht.“ (König Georg). Was schließen wir daraus: König der Freckenhorster Bürgerschützen zu sein ist offensichtlich ein Erfolgsmodell, dessen Grundlagen in der Vergangenheit gelegt wurden, das in der Gegenwart nichts von seiner Attraktivität verloren hat und auch in der Zukunft erfolgreich sein wird.

 

Was würdest Du einem Jungschützen auf die Frage antworten: „Warum lohnt es sich für mich, König der Bürgerschützen in Freckenhorst zu werden?“

 

Diese Frage löste zunächst eine gewisse Irritation aus. Sie kam überraschend. König Klaus: „Könntet ihr die Frage noch einmal wiederholen?“ Konnten wir. „Ja, diese Frage hat mir mein Enkel auch schon gestellt. Meine Antwort: Wenn man begeisterter Schütze ist, macht man das einfach.“ König Elmar setzte noch einen drauf: „Wer als Freckenhorster das Herz auf dem rechten Fleck hat, muss König werden wollen!“ König Heinrich hatte es in dem Zusammenhang mit den Temperaturen: „Man muss heiß darauf sein!“, lautet seine Empfehlung. Etwas zurückhaltender äußerte sich König Georg: „Das musst Du selber entscheiden, aber Du musst Freunde um dich haben. Leid tun wird dir der Königsschuss wahrscheinlich nicht. Heutzutage  kannst du in dem Königsjahr mitgestalten, (nach kurzer Pause) was mir 1966/67 allerdings noch nicht möglich war.“

Ja, ihr lieben Jungschützen und Schützen, seid ihr motiviert für den Königsschuss? Wenn nicht oder noch nicht so ganz, sprecht uns vom Korps der Könige an. Unser Referat „Nachwuchsförderung“ im hat viele Antworten und bietet bei Bedarf auch Motivationsseminare an, damit die Erfolgsgeschichte des Bürgerschützen-Vereins und des Korps der Könige weiter geht.

 

Was sind aus Deiner Sicht wichtige Anliegen für die Zukunft?

 

Stolz waren die Könige darauf, dass im Bürgerschützen-Verein Freckenhorst jeder, der sich der Tradition und dem Schützenwesen verbunden fühlt, König werden kann. Und zwar unabhängig von Herkunft, Religionszugehörigkeit und Einkommen. Das sollte auch in Zukunft so sein, war die einhellige Meinung.

So waren es auch die Könige, die beizeiten das Thema Kosten des Königsschusses auf die Tagesordnung gesetzt haben, mit dem Ergebnis, dass der Verein heute einen spürbaren finanziellen Beitrag zum Königsjahr beisteuert.

Fast alle haben in diesem Zusammenhang das Thema Frauen im Bürgerschützenverein angesprochen. Eine deutliche Mehrheit sah keine zwingende Notwendigkeit, an der derzeitigen Situation etwas zu ändern. Nur der noch relativ „junge“ König Elmar hielt ein flammendes Plädoyer für eine stärkere aktive Rolle der Frauen im Bürgerschützenverein.

 

Die Gründung des Korps der Könige im Jahre 1984 war in der Rückschau für die Könige der entscheidende Schritt in die Zukunft. Im Gründungsjahr selbst hat es allerdings, auch in den Reihen der Könige, kritische Stimmen gegeben. Heute ist das kein Thema mehr. Alle befragten Könige fühlen sich heute gut eingebunden ins Korps der Könige und in den gesamten Verein. Die Aufnahme in das Korps haben einige Könige als einen Höhepunkt ihres Thronjahres empfunden.

Kraft Amtes ist der amtierende König im Jahr seiner Regentschaft Mitglied des Vorstands und bekommt so die Möglichkeit der aktiven Mitgestaltung.

Auch außerhalb ihrer „Amtszeit“ haben viele Könige dem Verein als Vorstandsmitglied oder sogar als Präsident beziehungsweise Oberst gedient. Dies ist ein untrügliches Indiz dafür, dass sich die Könige insgesamt ihrer Rolle und ihrer Verantwortung im Bürgerschützen-Verein immer bewusst waren und in Zukunft auch weiter sein wollen. Der vom Vorstand eingeschlagene Weg der behutsamen Veränderungen wird von allen als „Königsweg“ in die Zukunft gesehen.

 

Fazit: Es hat sich gelohnt, dass wir mit einigen von UNS über UNS geredet haben.

Wir haben auf unserer Zeitreise durch 46 Schützenjahre gehört, was früher war und heute noch immer so ist – und was sich verändert hat. In einem Punkt besteht über Generationen hinweg bei allen befragten Königen Einigkeit: Keiner hat es je bereut, ein Jahr lang König der Bürgerschützen gewesen zu sein. Alle haben  ihr Thronjahr gemeinsam mit ihrer Königin und der gesamten Throngesellschaft aktiv gestaltet und ihm einen ganz persönlichen Stempel aufgedrückt. Für die Zukunft wünschen sie sich, dass möglichst viele Schützen sich ein Herz fassen und um die Königswürde ringen. „Es muss ja nicht gleich beim ersten Mal klappen!“ (König Willi).

Eines darf am Ende nicht fehlen: Ihr lieben königlichen Brüder, vielen Dank, dass ihr euch unseren Fragen gestellt und uns während der Interviews so königlich bewirtet habt.

Wir haben bei euch viel nachhaltigen Enthusiasmus für die gemeinsame Sache verspürt. Wir sind sicher, dass ihr repräsentativ seid für das gesamte Korps von derzeit 32 Königen. Deshalb können wir auch mit voller Überzeugung  den Slogan: „175 Jahre Bürgerschützen – Wir geben Traditionen Zukunft.“ unterschreiben und als Korps der Könige versprechen, weiter tatkräftig daran mitzuwirken.

 

Peter Marberg
Horst Pawlowski
August Weiser